Gizelas Geschichte - Afik Shiraz. Abinun Shmuel
saß ich stundenlang vor der Nähmaschine und wusch die Sachen, um sie sauber zu liefern. So war ich stark beschäftigt und von meinem Kummer abgelenkt. Menschen, die von dem Fall hörten, spendeten herzlich, jeder gab etwas: Töpfe, Teller, alles, was sie geben konnten. Ich sammelte alles und fuhr jedes Wochenende nach Beer Sheva, um meinen Leuten die Pakete zu bringen. Dann zogen sie von Beer-Sheva nach Kiryat Motzkin, nördlich von Haifa, und ich fuhr von meinem Haus in Jaffa mit der Linie 18 zum Bahnhof Arlozorov im nördlichen Tel Aviv und nahm dort den Zug nach Kiryat Motzkin. Damals konnte ich mit meinen Krücken noch in den Zug einsteigen, heute komme ich kaum noch in ein Auto hinein. Bei diesen Besuchen in Kiryat Motzkin war ich von Freitag bis Samstag bei ihnen und begleitete sie am Sonntag, half als Dolmetscher, wo dies erforderlich war - Sozialversicherung, Arzttermine und so weiter. Später kam auch Salomon, Tildas Bruder, mein Cousin, mit seiner Frau und zwei Kindern nach Israel. Sie lebten auch im selben Empfangszentrum in Beer-Sheva und brauchten auch Unterstützung. Manchmal kamen Salomon und seine Frau am Samstag ohne die Kinder zu mir, und als sie nach Hedera zogen, ging ich zu Ihnen und half wo immer ich konnte. Ich sorgte mich um sie und hatte deshalb keine Zeit, um um Leon zu trauern, ausgenommen an dem Tag, an dem wir zu seinem Gedenken, entsprechend dem Brauch, zum „Sieben“ zusammensaßen. Als diese Aufgabe weniger wurde, kamen meine Gedanken an ihn zurück. Ich erinnere mich an seine Großzügigkeit und wie er das Leben liebte und genoss. Zusätzlich zu den zwei in Bergen-Belsen gebrochenen Vorderzähnen verlor ich zwei weitere Zähne, die infolge des Schlags gelockert hatten und schließlich ausfielen. Der Zustand meiner Beine, die von Geburt an schwach waren, verschlechterte sich. Eine Folge der anhaltenden Unterernährung, des Vitaminmangels und der langen Wege, die ich im Lager zur täglichen Arbeit laufen musste. Der Mangel an Vitaminen verursachte auch mehrere Wunden in meinem Mund. Im Laufe der Jahre lockerten sich meine Hüftgelenke und ich litt unter starken Schmerzen, die es sehr schwierig machten, die Hausarbeit zu erledigen. 1978 bekam ich eine Hüftgelenkprotese auf der linken Seite und zwei Jahre später auch auf der rechten. Um die Schmerzen zu lindern, musste ich kanadische Krücken verwenden, bei denen die Arme durch Halteringe geführt wurden und die relativ leicht und gut einstellbar waren. 1981 wurde meine Behinderung von der Sozialversicherung anerkannt und mir ein Behindertenausweis ausgestellt. Als die Schmerzen um die Hüftgelenke weiter zunahmen, konsultierte ich Professor Halperin, den Direktor der orthopädischen Abteilung im Asaph Hospital, und auf seine Empfehlung hin wurde wurden beide Hüftprotesen ersetzt. Ich habe die Botschaft relativ schnell verstanden: das war die Situation und das war die Lösung. Viele Frauen, die mit mir in der Rehabilitation waren, hatten starke Depressionen und ich tat mein Bestes, um sie zu ermutigen. Ich sagte ihnen: „Seid froh und glücklich, es wird vergehen. Zählt die Tage, jeder Tag ist ein Tag Leiden weniger. Nur noch zwei Wochen? Ihr werdet sehen, dann ist es viel besser. Dann steht ihr bei der Physiotherapie bereits auf dem Bein.“ Viele von ihnen litten an Depressionen, die auf einen Schlaganfall zurückzuführen waren, die brauchten viel länger, sich zu erholen. Eine der Frauen dort arbeitete als Ärztin am Pathologieinstitut, bis sie einen Schlaganfall erlitt und schwer depressiv wurde. Wir konnten mittels eines Gemischs aus Russisch, Jugoslawisch und einigen Wörtern Hebräisch miteinander kommunizieren. Es war mir wichtig, ihr die Botschaft zu übermitteln: „Sei glücklich, du wirst es überstehen!“ Ich habe immer versucht, ihr und den anderen Frauen die Einstellung zu vermitteln, die mir mein ganzes Leben lang geholfen hat und an die ich von ganzem Herzen glaube: Denken Sie gut und es wird so sein.
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